Heute flopp, morgen topp!!
Dabei hat alles
noch ganz gut angefangen: Schon in der Nacht auf Sonntag fegte ein heftiger
Wind übers Land. Eine der Böen hat unseren Caravan von der Stütze geschoben.
Bei den Windgeräuschen und dem Geschüttel war kaum an Schlafen zu denken. Der
Wind hatte über Nacht auch kein Bisschen nachgelassen. Im Gegenteil. Schon auf
der Fahrt zum Startplatz am andern Morgen, verneigten sich die Bäume vor uns
und schickten rollende Büsche übers Land.
Wir
sollten also um 8Uhr vom Ufer zum Startplatz, weiter draussen im Stausee
schwimmen. Okay, dachte ich, Warmschwimmen. Noch als eine dünne Stimme der
Organisation etwas in den Wind erzählte, ertönte das Startsignal. Wir hatten
keinen Boden unter den Füssen, so dass ich die Stoppuhr am Handgelenk nicht
richtig starten konnte. Ich wollte ja auch den Anschluss an die Gruppe nicht
verlieren und schwamm einfach los. Je weiter wir in den See hinaus schwammen
umso grösser wurden die Wellen. Der heftige Wind, der uns von vorne ins Gesicht
blies, türmte meterhohe Wellen mit weissen Schaumkronen auf. Ich wusste bis
dahin nicht, dass auf einem See, so hohe Wellen überhaupt möglich sein können.
Natürlich war in dem vom stürmisch bewegten Wasser aufgewirbelten Dreck nichts
zu sehen und oben in der Luft schnitten uns die Wellen und die Gischt die Sicht
ab. Nach wenigen hundert Metern, ich hatte schon mächtig viel von der dunklen
Brühe geschluckt, befand ich mich in einer kleinen Gruppe, in der jeder um sein
Leben zu strampeln schien. Und wenn du denkst, schlimmer kann’s nicht mehr
werden, wird’s mit absoluter Sicherheit schlimmer. Weit und breit keine Boje,
kein Boot. Nur Wellen und Wind. Bald waren wir noch zu dritt und irgendwann
verschwanden auch meine beiden letzten Begleiter. Ich hatte keine blasse Ahnung
wo ich mich befand. Ich versuchte mich zu orientieren. Hinter den Wolken gab es
eine hellere Stelle, hinter der die Sonne sein musste. Ich glaubte mich zu
erinnern, dass wir die ersten 2000 Meter nach Norden hin schwimmen mussten,
berechnete so gut es ging den vermuteten Winkel zur Sonne und schwamm weiter.
Irgendwann kamen mir drei Schwimmer entgegen. Ich fragte sie wo’s lang ginge,
doch sie sagten nur, dass sie die Orientierung verloren hätten und einfach
irgendwohin schwämmen. Zum ersten Mal in meiner Triathlon-Zeit dachte ich
ernsthaft an aufgeben. Ich war erschöpft, orientierungslos, unterkühlt und
wusste nicht wie’s weiter gehen sollte. Dann tauchten aus dem Nebel eine Boje
und ein Schwimmer auf.“ Ist das die Wendemarke?“ rief ich ihm entgegen. „Ich glaube
schon.“ kam’s halb vom Wind verschluckt zurück. Ich umschwamm die Boje und
strampelte Richtung Süden. Aus dem Nebel tauchte ein Schwimmer, der quer zu
meiner Bahn schwamm, auf. Dann konnte ich den Schatten eines Bootes ausmachen.
„Wo bin ich und wo geht’s lang?“ gurgelte ich dem fliegenden Holländer
entgegen. Ich sollte nach rechts, dann immer gerade aus. Im nächsten Moment
riss ein heftiger Muskelkrampf an meiner Wade. Ich versuchte den Muskel zu
massieren, zog den Fuss am grossen Zeh nach vorne, tauchte immer wieder auf um
Luft zu holen und schwamm danach erstmal einbeinig weiter. Immer wieder
versuchte ich meine Schwimmbrille zu putzen. Ich sah kaum etwas, schwamm völlig
blind weiter. Irgendwann, nach gefühlten zehn Stunden rief eine Stimme aus dem
Dunkel: „Nach rechts, zur gelben Boje!“ Ich geriet in das Geäst überschwemmter
Bäume. „Hierher!“ rief die Stimme.
Auf
unerklärliche Weise kam ich an eine Stelle, an der eine dunkle lange Linie den
Kanal vermuten liess, durch den wir zum Ausstieg schwimmen sollten. Meine Hand
berührte den Boden, ich stand auf. zog die Schwimmbrille vom Kopf und…… sah
nichts. Ich torkelt Stimmen entgegen, sah dunkle Schatten und wurde am Arm
gefasst. Ich konnte nur schemenhaft dunkle Schatten erkennen. Ein Helfer führte
mich zum Umkleidezelt, wo ich abwarten wollte bis ich wieder etwas sehen
konnte. Nach ein paar Minuten brachte mich jemand zum Rotkreuz-Wagen. Ich
merkte, dass die Ärztin dachte ich hätte einen Kreislauf Kollaps. Naja, ein
alter Sack der plötzlich praktisch blind ist. Nur mit Mühe konnte ich ihr
beibringen, dass das Übel in den Augen sitzt. Dann bekam ich eine
Augenwaschung, die, gelinde gesagt, für die Füchse war. Ich ging zur
Wechselzone besprach mich kurz mit Gitty, fasste mein Rad und zog auf leisen
Socken los. Sobald ich wieder etwas besser sehen sollte, würde ich aufs Rad
steigen und weiter ginge die Party. Ich sah jetzt alles wie durch dichten
Nebel. Mittellinie und Strassenrand konnte ich knapp ausmachen, also stieg ich
aufs Rad und stemmte mich gegen den Wind. Mehr und mehr begannen nun die Augen
zu brennen. (Schmerz vergeht, der Ruhm bleibt), also ging’s weiter der
Spanischen Meisterschaft entgegen. Ich kann Schmerzen aushalten. Auch wenn sie
fürchterlich werden. Die Tränen sabberten mir übers Gesicht, das Brennen wurde
unerträglich. Endlich war ich am oberen Ende des Stausees angelangt und konnte
mich von einem kräftigen Rückenwind treiben lassen, doch das Brennen wurde
immer heftiger und die Sicht immer schlechter. Der Wagen, der die ganze Zeit
hinter mir fuhr musste der Besenwagen sein. Als ich merkte, dass ich die
Strasse nicht mehr wirklich erkennen konnte und ich vor Schmerzen schreien
hätte können, gab ich auf. Zum ersten Mal in meiner Triathlon-Zeit habe ich
aufgegeben.
Nachher
kam noch die Notfall Station. Dass die Höchstgeschwindigkeit auf meinem Tacho
bei über sechzig Sachen lag, hat mich, als ich zu Hause das Ding wieder ablesen
konnte, ziemlich erschreckt. Das nächste Mal kann’s nur besser werden.
na wenigstens seid ihr wieder gut nach hause gekommen und habt vielleicht bei ikea noch was schoenes gefunden.
ResponderEliminarAch du sch.... Das ist ja heftig. Sport ist gesund..ich wusste es schon immer :))
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